Was sind Vintage-Uhren?

Luxusuhren sind auch in Zeit von Smartwatch und Co. beliebte Sammlerstücke. Das liegt auch an stabilen Preisen, welche die Uhren zu guten Wertanlagen machen. Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, dass die Einstiegspreise häufig sehr hoch sind, wenn es um den Neukauf geht. Unter anderem deswegen sind Vintage-Uhren derzeit so beliebt wie nie. Darüber hinaus suchen viele Kunden nach der zeitlosen Eleganz vieler älterer Modelle. Allerdings gibt es viele Fallstricke, die bei Kauf und Pflege von Vintage-Uhren beachtet werden sollten. Im Folgenden geben wir Antworten auf wichtige Fragen und zeigen, welche Modelle sich für Einsteiger lohnen.

1. Kurze Zusammenfassungen: Was macht Vintage-Uhren aus?

  • Eine einheitliche Definition für Vintage Uhren gibt es nicht.
  • Uhren aus den 70ern sind genauso Vintage wie Uhren aus den 20ern
  • Ein Vintage-Look wird häufig künstlich erzeugt

Was ist eine Vintage-Uhr überhaupt?

Vintage-Uhren treten nicht nur in einer Variante auf. Stattdessen gibt es bei Liebhabern und Sammlern ganz unterschiedliche Geschmäcker und dementsprechend variantenreiche Anforderungen an Vintage-Luxusuhren. Einige wollen wir an dieser Stelle kurz beleuchten. Aber zuerst die Antwort auf die Frage, was Vintage-Uhren allgemein sind. Bei dem Begriff Vintage sollte man differenzieren zwischen einem Vintage Look, der durch das künstliche Altern (durch den Hersteller) erreicht wird und eine wirklich alte Uhr. Der mögliche Zeitraum ist dabei recht umfangreich und schneidet sich mit Antiquitäten. Das lässt sich beispielsweise anhand von Modellen erklären, die in den 80er und 90er Jahren veröffentlicht wurden. Diese gelten als Vintage Uhren. Ähnlich sieht es jedoch mit Uhren aus, die Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlicht worden. Bei diesen Stücken handelt es sich allerdings auch um Antiquitäten. Eine allgemeingültige Definition, was eine Vintage Uhr ist, oder was eine Vintage Uhr ausmacht, existiert nicht.

Und wonach suchen die Fans von Vintage-Uhren?

Die Faszination Vintage-Uhr ist keine rationale. Es handelt sich stattdessen vielmehr um eine emotionale Faszination mit dem Thema und den zahlreichen Uhrenmodellen. Schließlich haben die klassischen Uhren vor allem jede Menge Charme zu bieten. Die Uhren verbinden eine zeitlose (optische Eleganz) mit aufwendigen mechanischen Werken. Der Faktor Zeitlosigkeit sorgt dafür, dass sich die Uhren in der heutigen Zeit problemlos tragen lassen und oft die Blicke auf sich ziehen. Im Übrigen nicht aufgrund ihrer übermäßigen Größe. Je nachdem, wann die Uhr veröffentlicht wurde, liegt der Durchmesser von Herrenuhren um die 30 Millimeter. Auch die Uhrwerke ziehen die Blicke auf sich, da sie aufwendig gearbeitet und mit zahlreichen Funktionen ausgestattet sind. Die hohe Sorgfalt und Verarbeitungsqualität sorgen dafür, dass sie ohne viel zutun lange und zuverlässig ihren Dienst verrichten. Trotzdem sind die Vintage-Uhren häufig nicht kostspielig. Verglichen mit den modernen mechanischen Luxusuhren sind die Klassiker oft deutlich günstiger, obwohl es sich beispielsweise um aufwendige Automatikuhren mit zahlreichen Zusatzfunktionen handelt. Es lohnt sich deswegen, unterschiedliche Händler, Plattformen und Preise zu vergleichen. Was noch zu beachten ist beim Kauf von Vintage-Uhren, haben wir nachfolgend kurz zusammengefasst.

2. Kurz zusammengefasst, was beim Kauf von Vintage-Uhren zu beachten ist

  • Händler gezielt auswählen & sind Gütesiegel vorhanden?
  • Foren und Gruppen konsultieren
  • Lokal Kaufen kann sich lohnen

Was muss ich beim Kauf von Vintage-Uhren beachten?

Vintage-Luxusuhren sind kostspielig. Dementsprechend wollen Probleme schon beim Kauf vermieden werden, weswegen schon die Wahl des Händlers nicht leichtfertig getroffen werden sollte. Eine kleine Recherche im Netz, um herauszufinden, bei wem man da gerade kauft, kann bares Geld sparen. Dazu lohnt ein Blick in Foren, Facebook-Gruppen und auf Bewertungsplattformen. Ist beispielsweise ein Trusted-Shops-Konto vorhanden (hier nicht nur auf das Logo schauen, welches irgendwo heruntergeladen sein könnte) können Händler mit einem besonders schlechten Ruf hier auffallen. Außerdem sollte man seinem Gefühl trauen und solche Angebote aussortieren, die im Vergleich deutlich zu günstig sind. Überdies sollte man immer eins im Hinterkopf behalten: das Internet ist nicht der einzige Ort zum Uhrenkauf.

Lokaler Uhrenkauf als Alternative

Statt Online-Shops zu durchforsten, können bekannte Auktionen, Auktionshäuser und stationäre Händler als Alternative in Betracht gezogen werden. Hier ist die Seriosität gegeben, die im Internet oft fragwürdig ist. Der Händler des Vertrauens kann neben dem Verkauf von Uhren auch eine umfassende Beratung bieten. Wer unentschlossen ist, kann hier vielleicht fündig werden. Der Ruf des Händlers sollte allerdings anhand von verschiedenen Kriterien bewertet werden. Auktionen bieten hingegen die Möglichkeit, sich einen guten Eindruck vom Markt zu verschaffen. Allerdings gibt es auch beim lokalen Kaufen Probleme. Schließlich sind andere Bieter anwesend und treiben den Preis begehrterer Stücke nach oben. Nach Auktionen in der Nähe kann man übrigens einfach im Netz suchen.

Mit welchen Vintage-Uhren starten Einsteiger?

Aller Anfang ist schwer, wie man so schön sagt. Das gilt auch und insbesondere im Fall von Vintage-Uhren. Hohe Preise und eine schier unendliche Zahl von Modellen und Marken machen es Einsteigern oft schwer, ein Modell für den Anfang zu finden. Nachfolgend haben wir aus diesem Grund Vintage-Uhren zusammengestellt, die zu vernünftigen Preisen gekauft werden können und die einen schönen Beginn für die eigene Sammlung darstellen.

Tag Heuer 4000 Automatic

Das in den 90er Jahren veröffentlichte Modell galt schon bei Release als Modell der Mittelklasse. Das ist allerdings keineswegs negativ gemeint. Mit Automatikwerk (es stand ebenfalls eine Quarz-Variante zur Verfügung) ist die TAG Heuer 4000 Automatik auch für Fans mechanischer Uhren interessant. Beim im Inneren eingesetzten Kaliber handelt es sich um das ETA 2824 Werk. In Sachen Design verbanden die Schweizer zwei ihrer Modellreihen miteinander. Elemente der 2000 und der S/el finden sich in der 4000er-Serie. Wirklich herausstechen kann nur das TAG-Heuer-Logo, welches sich bei zwölf Uhr vom Gehäuse bis auf die Lünette zieht. Ob es gefällt ist allerdings Geschmackssache. Denn daneben ist das Design der Uhr schlicht. Das zurückhaltende Design stellt sich allerdings als Vorteil für Sammler heraus, die noch am Anfang stehen: die 4000 Automatic ist nämlich uneingeschränkt tragbar und sehr robust. Derzeit finden sich Modelle dieser Serie in einem Preisbereich zwischen 300 und 400 Euro.

Merkmale der Tag Heuer 4000 Automatic im kurzen Überblick:

  • Wurde bis in die 90er Jahre hergestellt
  • Bis 200 Meter wasserdicht
  • Datumsanzeige bei drei Uhr
  • Preis von 300 bis 400 Euro

Longines Comet Automatic

Das Unternehmen Longines blickt auf lange Geschichte zurück, die bereits 1832 begann und viele bemerkenswerte Uhrenmodelle hervorbrachte. Eines davon ist die Longiness Comet Automatic, die in unserer Aufstellung zu den teureren Modellen gehört. Mit Automatikwerk und Gehäuse aus Gold können bis zu tausend Euro fällig werden, wobei es häufig weniger ist. Das hängt auch davon ab, wie selten das jeweilige Modell ist und ob Edelmetalle zum Einsatz kommen oder nicht.

Merkmale der Longines Comect Automatic:

  • Automatikwerk
  • Unter anderem Goldgehäuse
  • Weniger als 1000 Euro (Preis)

Jaeger LeCoultre Memovox

Unter den hier vorgestellten Uhren sicherlich eine außergewöhnliche Besonderheit: die Memovox aus dem Hause Jaeger-LeCoultre. Sie scheint durch ihr schlichtes Design ganz und gar unscheinbar und elegant, hat im Inneren allerdings einiges zu bieten. Neben der normalen Zeitanzeige bietet diese Uhr einen mechanischen Wecker als spezielle Komplikation. Die erstmals Anfang der 50er-Jahre vorgestellte Armbanduhr bietet durch ein zweiteiliges Uhrwerk die Möglichkeit, Uhrzeit und Alarm getrennt voneinander einzustellen. Das führt bei den frühen Modellen allerdings auch dazu, dass der Alarm separat aufzuziehen ist. Besonders bekannt und begehrt ist im Übrigen das Modell mit dem Kaliber 825. Zu dem mechanischen Wecker kommt hier eine Datumsanzeige hinzu. Auf das Konto der Kollektion geht außerdem die erste automatische Uhr mit integriertem Weck-Mechanismus. Gebrauchte Modelle in gutem Zustand finden sich häufig in einer Preisregion um die 500 Euro.

  • Oft überraschend günstig
  • Minimalistisches Design
  • Preis oft in der Region von 500 Euro

Grand Seiko Hi Beat

Das japanische Unternehmen Seiko ist heute vor allem Fans von Taucheruhren ein Begriff. Dass das eigene Portfolio allerdings vielseitiger und Anzug-tauglicher ist, zeigt sich bei Uhrenmodellen wie der Grand Seiko. Erstmals finden sich die Uhren in den 60er-Jahren im Portfolio des Unternehmens, weswegen sie sich einen Platz unter den Vintage-Modellen sichern können. Designer Taro Tanaka legt die Grundlage der Gestaltung dieses besonderen Uhrenmodells mit seinem »Grammar of Design«. Dabei geht es um die Gestaltung von Oberflächen und Gehäusebestandteilen, um Licht möglichst effektiv zu reflektieren. Deswegen sind alle Oberflächen poliert. Es geht außerdem darum, die Uhr auf das wichtigste zu reduzieren, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Diese Prinzipien machen die Grand Seiko Hi Beat zu einem idealen Einstieg in die Welt der Vintage-Uhren. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung zu den wichtigsten Merkmalen der Grand Seiko Hi Beat.

  • Stil der 60er/70er Jahre
  • Grammar of Design bringt klare Formsprache
  • Poliertes Gehäuse
  • Auffällig markant
  • 300 bis 400 Euro

Longines Flagship

Erstmals erscheint die Longines Flagship im Jahr 1957. Es handelt sich um eines der ersten Uhrenmodelle oder die erste Familie von Uhren, die einen Namen mitbringen. Die Uhren mit einem klaren Fokus auf den Luxusuhrenmarkt erfreuen sich aufgrund ihrer Verbindung aus edlem Design und guter Technik bei Fans von Vintage-Uhren großer Beliebtheit. Das Ursprungsmodell aus den 50ern bietet eine schlanke Silhouette in Kombination mit einem Sonnenstrahl-Ziffernblatt. Die Anzuguhr setzt darüber hinaus auf das Kaliber 30LS. Viele Modelle aus dieser Zeit sind allerdings nicht mehr in einem originalen Zustand zu finden. Stattdessen sind viele Uhren durch Restaurationen so stark verändert, dass sich das ursprüngliche Design stark verändert hat. Findet sich ein Modell im ursprünglichen Zustand, dann handelt es sich um eine gute Uhr fürs Geld, die außerdem einen historischen Wert besitzt. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zur Longines Flagship.

  • Ein außergewöhnliches Uhrenmodell
  • Das verlässliche Kaliber 30LS
  • Oft ein gutes Verhältnis von Preis und Leistung

Doch was passiert nach dem Kauf einer Vintage-Uhr? Nachfolgend zeigen wir, worauf beim Umgang mit einem der Klassiker zu achten ist.

Was ist beim Umgang mit Vintage-Uhren zu beachten?

  • Was beim Umgang mit Vintage-Uhren zu beachten ist in aller Kürze:
  • Vorsichtiger Umgang. Stöße, Schläge und Wasserkontakt vermeiden
  • Wartungen alle drei bis vier Jahre (je nach Häufigkeit der Nutzung)
  • Realistische Erwartungen in Bezug auf Performance & Präzision
  • Übermäßiges Aufziehen bei Handaufzugwerken vermeiden

Vintage-Uhren sind wie gesagt schon älter und oft dementsprechend empfindlich. Deswegen gilt es beim Umgang mit den Uhren einige Grundsätze zu beachten. So sind diese zwar generell alltagstaugliche, sollten jedoch sorgsam behandelt werden.

1)      Anstrengung vermeiden & Belastung reduzieren

Vintage-Uhren sollten beispielsweise nicht bei körperlichen Arbeiten getragen werden. Dort könnten Stöße das Werk beschädigen. Außerdem greifen Schweiß und Schmutz eventuell Gehäuse und Band der Uhr an und sorgen für ungewünschte Abnutzungen. Das ist vor allem deswegen kritisch, da das hohe Alter der Uhren für fehlende oder zumindest teure Ersatzteile sorgt. Uhren, die ihrerzeit als wasserfest und stoßfest galten, erfüllen die Voraussetzungen für diese Funktionalitäten Jahrzehnte später nicht mehr vollständig. Optische und mechanische Schäden sind die Folge. Deswegen sollte auch der Kontakt mit Wasser tunlichst vermieden werden.

2)      Wartung durchführen & Funktionalität erhalten

Wer seinem geliebten Sammlerstück etwas Gutes tun möchte, der sollte alle drei bis vier Jahre eine Wartung vornehmen lassen. Nur so lässt sich die langfristige Funktionalität sicherstellen. Zahlreiche Hersteller bieten einen entsprechenden Service für ihre Vintage-Uhrenmodelle an. Die Häufigkeit der Wartungen ist im Übrigen davon abhängig, wie häufig die Uhr getragen wird und wie hoch die tatsächliche Belastung ist.

3)      Performance: Erwartung & Realität

Mechanische Uhren, vor allem aus dem höherpreisigen Segment, sind oft auf eine besonders präzise Zeitanzeige optimiert. Es sollte trotzdem klar sein, dass das Alter Spuren hinterlässt, die sich auch in Performance und Präzision einer mechanischen Armbanduhr niederschlagen. Wer erwartet, dass eine fünfzigjährige Uhr eine ähnliche Präzision erreicht, wie sie bei modernen Modellen oder einer elektronischen Uhr zu finden ist, der wird enttäuscht sein. Eines der wichtigsten Dinge beim Umgang mit mechanischen Vintage-Uhren ist also die realistische Erwartungshaltung.

4)      Maximales Aufziehen vermeiden

Viele ältere Uhrenmodelle kommen mit Handaufzugwerken. Die Krone muss also gedreht werden, um das kontinuierliche Weiterlaufen des Uhrwerks sicherzustellen. Hierbei ist es besonders wichtig zu beachten, dass kein übermäßiges Aufziehen erfolgt. Beginnt sich beim Drehen der Krone ein Widerstand zu entwickeln, ist der Aufzug abzubrechen. Ansonsten kann eine irreversible Beschädigung des Werkes erfolgen. 

Von Marvin

Egal ob Smartwatch oder Vintage-Luxusuhr - Marvin ist studierter Technikjournalist und entsprechend begeisterter Technik- und Uhrenfan. Privat setzt er deswegen auf eine Smartwatch von Fitbit. Sein absolutes Wunschmodell, wenn Geld keine Rolle spielt? Definitiv eine Moonwatch.