Vergessene Uhrenmarken

Rolex, Breitling, Junghans – diese und weitere Uhrenmarken sind heute jedem Fan und Sammler bekannt. Wer sich jedoch links und rechts der bekannten Marken umschaut, kann besondere Uhrenmodelle weniger bekannter Hersteller entdecken. Einige dieser vergessenen Uhrenmarken wollen wir Ihnen hier vorstellen und einige besondere Uhrenmodelle ans Herz legen. Den Anfang macht eine klassische amerikanische Marke.

Klassisch, amerikanisch – Elgin

Elgin firmiert ursprünglich unter dem Namen National Watch Co. Das Werk in Elgin (Illinois) beginnt mit der Uhrenherstellung im Jahr 1867 und beschäftigt schon bald nach dem Produktionsstart mehr als 500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Auch die Produktion eigener Werke, sogenannter Manufakturkaliber, gehört zum großen Repertoire der Amerikaner. Die gute Qualität der Uhren untermauert den Erfolg des Unternehmens, welches schon Anfang des 20. Jahrhunderts als größter Hersteller von Uhren in Massenproduktion gilt. Es verwundert wenig, dass die Stadt Elgin ihren Namen durch den erfolgreichen Uhrenhersteller erhält. Die Eröffnung einer eigenen Uhrmacherschule gilt im Nachgang als Höhepunkt des Unternehmenserfolgs. Durch den Zweiten Weltkrieg wird der wirtschaftliche Niedergang des Unternehmens beschleunigt, worauf in den 50er Jahren ein Zusammenschluss mit Waltham (Elgin & Waltham) und die Schließung der Uhrmacherschule folgen. 1963 geht aus einer Kooperation mit Timex noch die Seiko 951 hervor. Heute ist der Name des Unternehmens unter wechselnden Besitzern in Verwendung.

A11 – Eine Uhr, ein Kriegsgewinner

Das bis heute vielleicht bekannteste Uhrenmodell aus dem Hause Elgin und die vielleicht bekannteste amerikanische Militäruhr ist die A11. Die Uhr bezieht ihren Namen vom amerikanischen Standard für Militärausstattung. 1942 ist darin enthalten, dass die Uhren ein schwarzes Ziffernblatt, ein Handaufzugswerk und 10-Minuten-Markierungen besitzen müssen. Elgin ist einer der Hersteller, die während des Kriegs mit der Produktion entsprechender Uhrenmodelle beauftragt sind. Die Uhren bieten unterschiedliche Spezifikationen und sind mal gegen das Eindringen von Wasser und mal gegen das Eindringen von Staub geschützt. Das Einsatzgebiet und die verwendeten Gehäusematerialien sorgen dafür, dass diese beliebten Militäruhren heute nur noch selten in gutem Zustand zu finden sind.

Bedeutende Werke, unbekannte Marke – Lemania

Unter dem Namen Lugrin S.A. wird 1884 ein Unternehmen gegründet, welches sich bei Fans mechanischer Uhren eines guten Rufs erfreut. Das Unternehmen hat von Anfang an einen Fokus auf Chronografen, Stoppuhren und Repetitionsuhren. 1968 erregt ein besonderes Werk des Unternehmens großes Aufsehen. Das Lemania 1873 treibt unter dem Namen Omega 861 die Speedmaster Professional an, die zur Moonwatch werden sollte. Schon 30 Jahre zuvor wird das Unternehmen Teil der SSIH. In den 70er-Jahren trennt sich Lemania wieder von der SSIH und tritt in den 90ern der Swatch Group bei. Die Expertise des Unternehmens bei der Herstellung lebt in vielen Uhren dieses Verbundes weiter. Der Name wird allerdings nicht mehr verwendet. Dadurch haben sich die Uhren mit Werken des Unternehmens zu begehrten Sammlerstücken entwickelt.

Die Zusammenarbeit mit Omega

Die wohl bekanntesten und vielleicht besten Werke aus dem Hause Lemania entstehen in Kooperation mit Omega. So entsteht das Kaliber 1873 welches bei Omega unter dem Namen Omega Kaliber 861 eingesetzt wird. Wie schon erwähnt kommt dieses Uhrwerk in der Speedmaster zum Einsatz, die 1969 zur Moonwatch wird. Gemeinsam entwickeln beide Unternehmen weitere Chronografenwerke, die sich durch höchste Qualität und Präzision auszeichnen.

Smiths Watches

Der britische Uhrenhersteller Smiths Watches entsteht Mitte der 1850er-Jahre als S. Smith & Sons im Süden Londons. Das Unternehmen konzentriert sich größtenteils auf die Entwicklung und Herstellung von Instrumenten für die Luftfahrt und schwenkt nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Produktion von Armbanduhren um. Ein besonderes Modell des Unternehmens, die Delux, begleitet Sir Edmund Hillary bei seiner Besteigung des Everest. Wie viele kleinere Hersteller leidet das Unternehmen besonders unter dem Aufkommen der Quarzuhren in den 70er-Jahren. Das Unternehmen verschwindet und heute wird der Name von anderen Herstellern genutzt.

Seltenheitswert

Uhren, die dem Modell von Sir Edmund Hillary entsprechen, sind heute sehr selten und dementsprechend teuer. In Anbetracht des klassischen Designs mit weißem Ziffernblatt und großen arabischen Ziffern sind diese für Abenteurer gedachten Modelle ihren Preis allerdings durchaus wert. Das Originalmodell, welches Hillary bei seiner Expedition trug, befindet sich heutzutage zur Ansicht im British Museum.

Universal Genéve

Universal Genéve gilt als eines der wichtigsten Unternehmen der klassischen Uhrenindustrie. Die Gründung des Unternehmens findet bereits im Jahr 1894 unter dem Namen Universal Watch statt. Anfangs konzentrieren sich die Anstrengungen des Unternehmens auf die Herstellung von Uhrenteilen für andere Unternehmen. Während des Ersten Weltkrieges beginnt schließlich die Produktion eigener Taschenuhren als militärische Ausstattung. In den 30er-Jahren folgt mit dem Modell Aviator’s Compact Chronograph erstmals eine Armbanduhr. Mit Funktionen wie einer integrierten Stoppuhr eignet sich dieses Modell für den militärischen Einsatz. Die Beliebtheit bei den Streitkräften verschiedener Länder hilft dem Unternehmen zu großem wirtschaftlichem Erfolg. In den 50er-Jahren entsteht das vielleicht bekannteste Modell des Herstellers. In Zusammenarbeit mit dem bekannten Designer Gérald Genta fertigt Universal Genéve die Polerouter. Bis in die 70er-Jahre wird die Uhr unter dem angepassten Namen Polerouter in zahlreichen Varianten angefertigt. In den 70er-Jahren zählt das Unternehmen zu den wenigen Schweizer-Uhrenherstellern, die ein eigenes Quarzwerk im Einsatz haben. Eine neue internationale Strategie mit dem Blick auf den japanischen Markt erweist sich jedoch nicht als Erfolg. Erst durch die Übernahme von Universal Genéve durch eine japanische Investmentfirma kehrt das Unternehmen mit neuen Modellen zurück.

Klassischer Geheimtipp

Die Polarouter ist bis heute ein begehrtes Uhrenmodell. Deswegen werden die Modelle der Kollektion häufig zu hohen Preisen gehandelt. Allerdings ist es möglich, Modelle in gutem Zustand zu attraktiven Preisen zu finden. Hierfür ist allerdings eine ausführlichere Suche erforderlich.

Unbekannt & außergewöhnlich – Cuervo y Sobrinos

Der Uhrenmarkt bietet zahlreiche außergewöhnliche Geheimtipps. Wenige sind jedoch derart ausgefallen wie die Uhren von Cuervo y Sobrinos. 1882 in Havanna gegründet hat das Unternehmen heute seinen Sitz in La Chaux-de-Fonds und platziert sich damit bei den alteingesessenen Herstellern der Industrie. Währenddessen lebt das kubanische Flair in den Modellen von Cuervo y Sobrinos bis heute weiter. Die Uhren wirken wie Klassiker aus einer anderen Zeit. Das ist auch in Hinblick darauf bemerkenswert, dass das Geschäft in den 50ern, bedingt durch die kubanische Revolution, eingestellt wird. Erst 2002 kehrt das Unternehmen auf den europäischen Markt zurück. In den nachfolgenden Jahren kommen neue Modelle auf den Markt, die den klassischen Charme des Unternehmens weitertragen.

Das ist nur eine kleine Auswahl von verschwundenen und weniger bekannten Uhrenmarken. Im zweiten Teil dieser Artikelserie stellen wir weitere Geheimtipps und verschwundene Marken vor.

Von Marvin

Egal ob Smartwatch oder Vintage-Luxusuhr - Marvin ist studierter Technikjournalist und entsprechend begeisterter Technik- und Uhrenfan. Privat setzt er deswegen auf eine Smartwatch von Fitbit. Sein absolutes Wunschmodell, wenn Geld keine Rolle spielt? Definitiv eine Moonwatch.