Uhren mit Mondphasenanzeige

Mondphase

Bei einer Mondphasenanzeige handelt es sich um eine äußerst beliebte Komplikation bei Uhren. Im Vergleich zu großen Komplikationen wie Tourbillon oder ein ewiger Kalender, stellt die Mondphase jedoch eine relativ geringe Herausforderung dar. Doch wie genau funktioniert eine Mondphasenanzeige? Wir klären auf! 

Die Geschichte der Mondphase 

Der Mond hat schon immer eine große Faszination auf die Menschheit ausgeübt. Schon früh wurde sein regelmäßiger Zyklus für die Bestimmung von Zeitspannen oder als Basis erster Kalender genutzt. Der Mond, im Lateinischen Luna, benötigt für einen Umlauf um die Erde, bezogen auf seine Stellung zur Sonne, einen Monat. Dieser Zyklus heißt Lunation und wurde schon vor mehr als 4000 Jahren als Kalender genutzt. Innerhalb dieser Zeit durchläuft der Erdtrabant verschiedene Mondphasen. Von hier aus können wir dann zwischen Neumond, zunehmenden Mond, Vollmond und abnehmenden Mond unterscheiden. 

Inzwischen nutzen wir den Mond natürlich nicht mehr als Kalender, dafür ist er viel zu ungenau. Trotzdem entstand schon früh die Idee, eine Anzeige der Mondphase in mechanische Uhren zu integrieren. So entstanden schon im 16. Jahrhundert Wanduhren mit Mondphase, und auch Armbanduhren wurden mit der Komplikation ausgestattet. 

Während der Quarzkrise in den 197er Jahren nahm die Popularität von Digitaluhren immer mehr zu. Dementsprechend verloren nicht nur mechanische Uhren, aber eben auch die Mondphasenanzeige, deutlich an Bedeutung. Ein Umschwung kam erst wieder 1983, als Blancpain das Kaliber 6395 mit Mondphasenanzeige veröffentlichte. Der Erfolg dieser Uhr machte auch andere Hersteller neugierig. Heute gibt es fast in jeder Preiskategorie Uhren mit Mondphase, allerdings natürlich mit unterschiedlicher Präzision und Zuverlässigkeit. 

Dauer, Präzision und Funktion

Astronomisch gesehen, dauert eine Mondphase genau 29 Tage, zwölf Stunden, 44 Minuten und 2,9 Sekunden. Ein so präziser Zeitraum lässt sich jedoch schwer auf eine auf Räder basierende Mechanik übersetzen. Deshalb wird bei Mondphasenanzeigen mit klassischer Konstruktion die Mondphase auf 29,5 Tage abgerundet. Ein halber Tag lässt sich jedoch nur schwer auf ein Zahnrad-System übersetzen. In der Praxis wird daher ein Rad mit 59 Zähnen verwendet, das für zwei aufeinanderfolgende Phasen von jeweils 29,5 Tage reicht. 

Zur Darstellung der unterschiedlichen Mondphasen wird eine sogenannte Mondscheibe verwendet, von der jeweils immer nur ein Ausschnitt durch ein Fenster auf dem Zifferblatt sichtbar ist. Auf dieser Scheibe befinden sich zwei gegenüberliegende Monde, von denen immer nur einer auf dem Zifferblatt zu sehen ist. So ist es möglich, dass sobald eine Mondphase abgeschlossen ist, sofort die nächste starten kann. Das Räderwerk dahinter bewegt die Scheibe automatisch einmal pro Tag um einen Zahn weiter. 

Wie bereits erklärt, ist es durch das Zahn-System schwierig die exakte Monddauer auf die Sekunde genau, anzuzeigen. Dadurch entsteht im bei diesem System im Laufe eines Jahres etwa eine Differenz von rund acht Stunden zum tatsächlichen Stand des Mondes. Innerhalb von drei Jahren entsteht so bereits eine Abweichung um einen ganzen Tag. Um dieser Ungenauigkeit entgegenzuwirken, werden daher häufig Korrekturmechanismen eingebaut, die ein Nachjustieren der Mondphasenanzeige mit nur einem Knopfdruck ermöglichen. 

Doch es geht auf genauer. Dank mehr Rädern, Übersetzungen und Zähnen muss die Mondphasenanzeige bei komplizierten Mechanismen erst nach rund hundert Jahren um einen Tag korrigiert werden. Man spricht in diesem Fall von astronomischen Mondphasenanzeigen. Ein Beispiel hierfür wäre die IWC Portugieser ewiger Kalender mit dem präzisen Manufakturkaliber 52615, bei der die Anzeige erst in 577,5 Jahren um einen Tag vom tatsächlichen Mondumlauf abweicht. Unschlagbar ist bisher jedoch Andreas Strehler. Strehler hat eine Uhr mit Mondphasenanzeige entwickelt, die eine Fehlerquote von einem Tag in zwei Millionen Jahren aufweist. 

Die Mondphasenanzeige einstellen

Die Einstellung der Mondphasenanzeige einer Uhr erfolgt entweder über einen eigenen Drücker oder wird über die Krone vorgenommen. Das Einstellen kann jedoch von Hersteller zu Hersteller variieren. Zur Orientierung haben wir hier die zwei gängigsten Einstellungsmöglichkeiten kurz erklärt. 

Bei einem separaten Drücker muss dieser so oft betätigt werden, bis der Vollmond in der Anzeige erscheint. Anschließend sollte man sich darüber informieren, an welchen Tag der letzte Vollmond war. Man betätigt den Drücker so oft, wie es vergangene Tage seit dem letzten Vollmond sind. Die Anzeige ist nun richtig eingestellt. 

Beispiel: Wer am 12. Mai 2020 die Mondphase seiner Uhr einstellen möchte, muss den Drücker fünfmal betätigen. Der letzte Vollmond war nämlich am 7. Mai und liegt damit 5 Tage zurück. 

Bei einigen Modellen wird die Mondphasenanzeige über die Krone eingestellt. Hierfür muss die Krone auf die erste Position herausgezogen werden. Bei den meisten Uhren ist die halb herausgezogene Krone für das Einstellen von Datum und/oder Mondphase zuständig. Auch hier müssen Sie vorher das Datum des letzten Vollmondes ausfindig machen. Die Krone wird anschließend so lange im Uhrzeigersinn gedreht bis das Datum mit dem des letzten Vollmonds übereinstimmt. Zum Schluss können Sie wieder das aktuelle Datum einstellen. 

Mondphasenuhren – Modellbeispiele

Inzwischen gibt es eine große Auswahl an Uhren mit Mondphasenanzeigen. Wir werfen einen Blick auf ausgewählte Modellbeispiele, die beweisen wie riesig die Gestaltungsmöglichkeiten dieser Komplikation sind. 

Blancpain: Villeret Moonphase Complete Calendar 

Die Uhrenmanufaktur Blancpain, deren Name untrennbar mit der Renaissance der Mondphasenanzeige in den 1980er Jahren verbunden ist, führt bis heute mehrere Modelle mit dieser Komplikation in ihrem Sortiment. Das Modell Villeret Moonphase Complete Calendar kombiniert derweil die Reduziertheit einer eleganten Luxusuhr und ausgefallener Details, die die Uhr zu etwas Besonderem machen. Neben einem blauen, gebogenen Datumszeiger, ist auch die Mondphase ein Hingucker. Diese ist mittig auf dem Zifferblatt zu finden. Der Mond auf der Scheibe wird begleitet von zwei Sternen und verfügt über ein Gesicht, was ihm einen verspielten Charakter verleiht. 

Parmigiani: Tonda 1950 Lune in Roségold

Wer nach einer Uhr mit Mondphase in modernem Look sucht, wird bei Parmigiani fündig. Auf dem schiefergrauem Zifferblatt der Luxusuhr wird die Komplikation neu angeordnet. Statt wie so oft typisch im unteren Drittel der Uhr ist in diesem Fall die Anzeige zwischen neun und elf Uhr platziert. Die Besonderheit: Mit zwei Scheiben zeigt dieser Zeitmesser den Stand des Himmelskörpers, wie es sowohl von der nördlichen als auch von der südlichen Hemisphäre aktuell gesehen wird. 

Jaquet Droz: Grande Seconde Moon Black Enamel

Bei der Grande Seconde der Schweizer Uhrenmarke Jaquet Droz sind die Anzeigen für Stunden und Minuten und eine für die Sekunden dezentral auf dem Zifferblatt angeordnet – wodurch sich aus den beiden kreisförmigen Anzeigen die Form der Ziffer Acht ergibt. Im unteren Zifferblatt befindet sich die Mondphasenanzeige, mit einem detailreich gestalteten Mond aus 22 Karat Gold, der auf einer Mondscheibe aus schwarzem Onyx sitzt.

Jaquet Droz: Perpetual Calendar Éclipse

Eine weitere Jaquet Droz, die eine Erwähnung verdient, ist die Perpetual Calendar Éclipse, da die Mondphasenanzeige hier besonders interessant umgesetzt wurde. Über den Mond bei 6 Uhr bewegt sich in diesem Fall eine Blende, die bei Vollmond wieder zurückspringt.

RJ: Arraw 6919 in Keramik 

Die Arraw von RJ bietet gleich zwei Besonderheiten: Die durchsichtige, ins Auge stechende Lünette und der große Mond, der bei 12 Uhr zu finden ist. Die durchsichtige Lünette ist mit Splittern der Mondlandefähre der Apollo-11-Mission besetzt, die 1969 auf dem Mond landete. Auf einer Platte, die den Sternenhimmel darstellt, ist ein detailreicher, dreidimensionaler Mond angebracht, der im Uhrzeigersinn das Zifferblatt umkreist. Bei Vollmond ist der Himmelskörper komplett zu sehen. Bei der Lunation schiebt er sich nach und nach unter die Platte mit dem Markenlogo. 

Von Karuna

Hat einen Master in Literatur- und Kulturwissenschaft und ist seit 2019 Redakteurin bei Chronoto. Ihre persönliche Traumuhr? Die Blancpain Villeret Quantième Complet in Rotgold. Privat trägt sie aber am liebsten eine Casio im Retrolook am Handgelenk.