ETA – Die unsichtbaren Werke

Wer mechanische Uhren kauft und sammelt, kommt nicht um den Namen ETA herum. Die Werke des Schweizer Herstellers stecken in vielen Uhrenmodellen aus allen Preisklassen. Oft sind ETA-Designs verbaut, ohne dass es auf den ersten Blick klar wird. Deswegen wollen wir an dieser Stelle auf die Geschichte des Konzerns und die Gründe für den Einsatz von ETA-Werken werfen.

Was ist ETA?

Das Unternehmen, welches heute unter dem Namen ETA SA firmiert, ist tatsächlich ein Zusammenschluss unterschiedlicher Unternehmen. Ziel ist die Entwicklung und Fertigung von Uhrwerken für die zur Swatch Group gehörenden Uhrenhersteller. Außerdem fertigt ETA sogenannte Rohwerke an, die bei anderen Herstellern Verwendung finden. Als Rohwerk oder Ébauche werden die Basiskomponenten eines Uhrwerks bezeichnet. Ihre finale Zusammensetzung und Verfeinerung finden bei einem Uhrmacher statt. Als Zusammenschluss zahlreicher Unternehmen aus der traditionellen Uhrenherstellung der Schweiz blickt ETA auf eine lange Historie zurück, die bis in die Anfänge der Uhrenindustrie zurückreicht.

Die Geschichte von ETA

Der Anfang von ETA lässt sich zum Ende des 18. Jahrhunderts und zur Gründung von Benguerel & Humbert zurückverfolgen. Es handelt sich um den ersten Hersteller der Rohwerke. Später tritt das Unternehmen unter dem Namen Fabrique d’Horlogerie de Fontainemelon (FHF) auf. 1926 folgt ein Zusammenschluss mit der Ebauches SA. Diese entsteht Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Namen A. Schild als Hersteller von Maschinenteilen, Rohwerken und ganzen Uhren. Dieses Unternehmen teilt sich in den 30er-Jahren auf, um sich auf die Fabrikation von Rohwerken, unter dem Namen ETA SA und die Fertigung ganzer Uhren, unter dem Namen Eterna SA fokussieren zu können. Unter diesem Namen entwickelt sich das Konglomerat schnell zu einer marktbeherrschenden Größe. Durch die Quarzkrise in den 70er-Jahren erhöht sich die Geschwindigkeit, mit der Unternehmen in die wachsende Gruppe integriert werden. Diese legt genau fest, welche Unternehmen welche Art von Uhrwerken herstellen dürfen.

In den 80er-Jahren entsteht aus einem Zusammenschluss der beteiligten ASUAG mit der SSIH die SMH als Vorläufer der Swatch Group. Zahlreiche Namenhafte Hersteller von Uhren und Uhrwerken sind hier versammelt und setzen auf die Werke aus der Herstellung von ETA. Verkäufe an Unternehmen, die sich nicht in der Swatch Group befinden, werden in der jüngeren Zeit immer stärker zurückgefahren. Viele Hersteller sind deswegen gezwungen, sich nach anderen Quellen für ihre Uhrwerke umschauen zu müssen. Aber warum setzen viele Hersteller auf Werke von ETA und welche Alternativen gibt es?  

Gründe für ETA-Werke

Die Gründe für Hersteller, sich für ein Werk von ETA zu entscheiden, sind zahlreich. Grundsätzlich sind viele Uhrenhersteller finanzielle nicht in der Lage, die Entwicklung neuer Uhrwerke von Grund auf stemmen zu können. Für sie bietet sich der Einkauf von Rohwerken an, die sie selbst zusammensetzen und so verändern können, dass sie dem individuellen Charakter ihres Unternehmens entsprechen. Durch unterschiedliche Qualitätsstufen eignen sich die Werke von ETA im Übrigen für Hersteller aller Kategorien.

Qualitätsstufen von ETA-Werken

Insgesamt stehen Werke in vier unterschiedlichen Stufen zur Verfügung. Die erste und unterste Stufe nennt sich Standard. Die Uhrwerke diese Qualität setzen auf einen Lagerstein aus Polyrubin und eine Spiralfeder aus Nivarox 2. Demgegenüber steht die höchste Qualität unter dem Namen Chronomètre, die auf einen roten Rubin als Lagerstein setzt und eine Chronometer-Zertifizierung besitzt. Die Auswirkungen der unterschiedlichen Stufen zeigen sich neben den verwendeten Materialien vor allem in Sachen Präzision, die Ganggenauigkeit. ETA-Werke in hochpreisigen Luxusuhren besitzen dementsprechend eine Präzision und Qualität, die mit jener eines Manufakturkalibers vergleichbar ist.

ETA-Alternativen

Trotz der hohen Qualität stellt sich die Frage nach Alternativen. Vor allem bedingt durch die Wettbewerbsregulierung. Schon 2003 wollte das Unternehmen die Lieferung von Rohwerken auf jene Hersteller beschränken, die Teil der Swatch Group sind. Die Weko, die Wettbewerbskommission der Schweiz, stört sich an der marktbeherrschenden Stellung und verpflichtet ETA vorerst dazu, weiterhin Werke an externe Unternehmen zu verkaufen. Diese sind ab diesem Punkt allerdings gefordert, nach Alternativen zu suchen, um ein neues Gleichgewicht am Markt zu schaffen. Gleichzeitig werden Lieferungen durch ETA an andere Unternehmen stückweise und prozentual runtergefahren, um Chancen für externe Unternehmen zu schaffen. Eine echte Alternative aus der Schweiz schafft es, diese Restriktionen für sich zu nutzen. Sellita kann Uhren auf Basis von ETA-Designs herstellen, weil diese nach 15 Jahren nicht mehr geschützt. Diese ETA-Alternative hat nach derzeitigem Stand jedoch nicht die Kapazität, die gesamte Uhrenindustrie der Schweiz zu beliefern. Ab 2020 sind Alternativen allerdings unerlässlich – ETA kann wieder frei darüber entscheiden, wie

Bekannte ETA-Uhrwerke

In unterschiedlichen Modelllinien bietet ETA Uhrwerke an. Mecaline umfasst mechanische Werke, während Thermoline, Flatline, Normflatline, Trendline und Fashionline Quarzuhren beinhalten. Unter den mechanischen Werken des Unternehmens ist vor allem das ETA 2824-2 eine bekannte und beliebte Variante, die den Zunamen Panzer trägt. Grund sind die hohe Verlässlichkeit und Beständigkeit dieses Automatikwerks. Durch die bereits erwähnten, breitgefächerten Qualitätsstufen findet sich dieses Kaliber in unterschiedlichen Ausführungen in Uhren eines Preisspektrums von einigen hundert bis mehreren tausend Euro. Zahlreiche bekannte Hersteller aus dem Luxusuhrensegment setzen auf dieses Modell von ETA. So ist das Kaliber 17, welches in der Breitling Superocean zum Einsatz kommt, eine angepasste Version des ETA-Kalibers. Das Gleiche gilt für das Kaliber 5 aus dem Hause Tag Heuer, welches in der danach benannten Carrera zum Einsatz kommt. Es gibt daneben noch zahlreiche andere Modelle, die beispielsweise auch Komplikationen mitbringen und besonders hohe Präzision liefern. 

Von Marvin

Egal ob Smartwatch oder Vintage-Luxusuhr - Marvin ist studierter Technikjournalist und entsprechend begeisterter Technik- und Uhrenfan. Privat setzt er deswegen auf eine Smartwatch von Fitbit. Sein absolutes Wunschmodell, wenn Geld keine Rolle spielt? Definitiv eine Moonwatch.