Die Geschichte der amerikanischen Uhrenindustrie

Die Uhrenindustrie ist heute fest mit der Schweiz und Japan verbunden. Dabei geht häufig ein wichtiger Industriestandort unter. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind lange Zeit nicht nur Geburtsort bekannter Uhrenmarken, sondern Innovationstreiber der gesamten Industrie. Deswegen schauen wir uns die Geschichte der amerikanischen Uhrenindustrie im Detail an. Auch, um zu verstehen, warum sie heute quasi nicht mehr existiert.

Die Anfänge

Wer eine gute Uhr wollte, der wurde im 19. Jahrhundert in Europa fündig. Auf dem dortigen Markt finden sich hochwertige Uhrenmodelle unterschiedlicher Hersteller. Auf den amerikanischen Markt kommen diese Modelle allerdings nur in wenigen Fällen. Hier finden sich die weniger gut verarbeitete und günstigen Modelle der Hersteller aus Europa. In den 1850er-Jahren bekommen die Amerikaner ihren ersten Uhrenhersteller. In Waltham, Massachusetts entsteht die Waltham Watch Co. Gründer Aaron Dennison erkennt schnell, dass sich die Automatisierung hierbei als großer Vorteil erweist. Konkret geht es um den Austausch von Teilen zwischen unterschiedlichen Modellen, was die Herstellung günstiger macht. Die Maschinen zur Metallverarbeitung erleichtern die Bearbeitung und das Zuschneiden des Materials. Sie sind so gut, dass sie sich auch in anderen Industrien ausbreiten. Für die Uhren aus der Schweiz und aus Europa im Allgemeinen bedeuten diese neuen Methoden vor allem Schwierigkeiten. Auf dem US-Markt besteht plötzlich kein Bedarf mehr nach europäischen Modellen. Dies führt in den 1870er-Jahren zum ersten Uhrenkrieg zwischen den USA und der Schweiz.

Uhrenkrieg – Schweiz vs. USA

Die Industrialisierung bringt den Vereinigten Staaten in Sachen Uhrenherstellung einen entscheidenden Vorteil. Neue Herstellungsanlagen und Methoden machen die Uhrenherstellung wesentlich effektiver. Uhren entstehen in den USA dementsprechend deutlich schneller und kostengünstiger. Dadurch können die amerikanischen Hersteller den Weltmarkt erobern. Außerdem verdrängen die zu 100 Prozent in den USA hergestellten Uhrenmodelle die Ausländischen Uhren schnell vom Markt.

Aneignung – Der Anfang vom Ende

Erst zum Anfang des 20. Jahrhunderts können sich die Schweizer die Produktionstechniken der Amerikaner aneignen. Für den Schweizer Uhrenmarkt bedeutet dieser Umbruch die Abkehr von vielen klassischen Traditionen. Wo Uhren zuvor in Heimarbeit entstehen, schließen sich die Hersteller nun zusammen, um große Unternehmen zu gründen. Außerdem orientieren sich die Schweizer an den amerikanischen Modellen, um die interessierte Kundschaft zu erreichen. Im Rahmen dieses ersten Uhrenkrieges gehen einige Schweizer-Hersteller allerdings unter. Mitte des 20. Jahrhunderts folgt schließlich der nächste schwere Schlag der Amerikaner gegen die Schweizer-Industrie. Mit neuen Zöllen erschweren die Amerikaner den Verkauf von Uhren aus der Schweiz, damit sich die amerikanischen Uhren besser verkaufen. Der Grund für diesen Schritt ist der schleichende Niedergang der Industrie nach dem Ersten Weltkrieg durch das Aufkommen von Armbanduhren. Diese finden sich schnell im Angebot der Uhrmacher aus der Schweiz, während die amerikanischen Unternehmen hinterherhängen. Die Waltham Watch Co. übersteht diese Zeit nicht und verschwindet in den 1940ern vom Markt.

Krisengebeutelt

Weitere Krisen wie die große Depression und der Zweite Weltkrieg verschärften die angespannte Situation, in der sich zahlreiche Uhrenhersteller befinden. Einerseits fehlt vielen Menschen in dieser Zeit schlicht die Kaufkraft für Luxusprodukte und andererseits werden die Kapazitäten der Uhrenhersteller beim Militär für die Aufrüstung gebündelt. Am Ende des Krieges bleibt die United States Time Corporation bestehen, die sich mit billigen Uhren unter dem Namen Timex über Wasser hält. Von der einst großen Marktmacht amerikanischer Uhrmacher ist währenddessen nichts geblieben. Heute sind viel der großen Namen aus dieser Zeit unter neuen Besitzern wieder am Start. Timex hat sich währenddessen sowohl durch den Krieg als auch während Quarzkrise beweisen können. Die amerikanische Uhrengeschichte wird währenddessen immer prägend für den gesamten Markt und die Entwicklung der mechanischen Uhr in ihrer heutigen Form bleiben.

Von Marvin

Egal ob Smartwatch oder Vintage-Luxusuhr - Marvin ist studierter Technikjournalist und entsprechend begeisterter Technik- und Uhrenfan. Privat setzt er deswegen auf eine Smartwatch von Fitbit. Sein absolutes Wunschmodell, wenn Geld keine Rolle spielt? Definitiv eine Moonwatch.